Geschichten zu Bildern

New York – Murray Hill, Februar 2023

„Halt, stopp, was war das? Das Bild gefällt mir.“ Der Mann neben mir war begeistert. Über den Wolken, irgendwo zwischen Frankfurt und Toronto, war ich mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch gekommen. Und jetzt erzählten wir uns unsere Leben. Eigentlich hasse ich es, wenn die Leute im Flugzeug sich über Stunden unterhielten und jetzt, jetzt war ich „eine von denen“. „Echt, das Bild findest du besonders?“ Ich war überrascht. Ich hatte es auf einem vorherigen Stammzellentransport gemacht. Ich erinnerte mich, wie ich damals, nach der Übergabe des Produkts, erleichtert und erschöpft, durch die Straßen von NYC gelaufen war.  Es hatte geregnet gehabt, die Straßen waren noch nass. Ein schöner Moment. Ich spielte ein wenig herum, fotografierte hier und da. Später bearbeitete ich das „Art & Coffee“ zwar noch, dann habe ich es jedoch wieder „vergessen“. Jetzt, bei näherem Betrachten fand ich es soweit „ganz nett“, wusste aber noch nicht, ob es den Sprung in meine „Tops“ schaffen würde. 

Es kam der nächste Fotowettbewerb, und weil ich nicht wieder die gleichen Bilder wie immer einreichen wollte, fragte ich ein paar Freund*innen, welche ihre Favoriten seien, und „mogelte“ dieses „Starbucks-Bild“ darunter. Ja, und was soll ich sagen? Es gefiel auch anderen, nicht nur dem Mann aus dem Flugzeug. Ich reichte es ein.

Und, welch Überraschung, es wurde von der Jury unter die Top40 gewählt. Ich freute mich sehr.

Später wurde es bei selbem Wettbewerb vom Publikum auf Platz 18 gewählt. Von über 300 Bildern. Wow. Wie toll. 

Was lerne ich daraus? Dass es eine gute Idee zu sein scheint, auch mal andere Menschen zu fragen was ihnen gefällt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Uffing am Staffelsee, 4. September 2022

Dieses Bild ist das Titelbild meiner nächsten Ausstellung. Warum dieses? Wie ist es entstanden? Und warum der Titel Einatmen. Ausatmen. Lächeln. 🙂? Jede Antwort ist eine kleine Geschichte. Die ich hier gerne erzählen mag. 

Wie ist dieses Bild entstanden?

Die Zugspitzregion hatte einen Fotowettbewerb ausgeschrieben, und ich hatte die Plakate und Ankündigungen schon lange gesehen. Das Siegerbild vom Vorjahr (ich nahm jedenfalls an, dass das abgebildete Bild das Siegerbild vom Vorjahr war), fand ich mega und überlegte, was ein Bild, das zum Gewinnerbild taugt, in meinen Augen haben muss. 

Es musste die Schönheit der Region abbilden, gleichzeitig sollte es (in meinen Augen) witzig und bunt sein. Gerne auch ein wenig schräg, ein bisschen verrückt. Der Abgabetermin rückte näher, Ideen entstanden in meinem Kopf und wurden wieder verworfen. Irgendwann war klar, auf mein Bild gehört meine Flaminga und Einhorn, zwei Schwimminseln, die ich, weil bunt und schräg, sehr mag. Beide waren auch schon Gäste auf meinem Hochzeitsfest (das in einem Wald in der Region stattgefunden hat). Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Gut, schöne Landschaft, zwei bunte, aufgeblasene Gummi- Tiere, und die Frage: reicht das? Nein, das reichte mir nicht. Ich wollte Bewegung, Leben und Witz in mein Bild bringen. Und dafür suchte ich …nach besonderen „Köpfen“. In meinem (Kopf) entstand das Bild von einer kleinen Gruppe an Menschen, die entweder stark tätowiert, mit besonders imposanten Bärten ausgestattet, oder auf andere Art „stark“ wirken. Und die sich dann ganz ausgelassen mit meinen zwei Tierchen im Staffelsee vergnügen. Und das Ganze vor atemberaubender Bergkulisse. So weit, so gut.

Die Zeit drängte, die gewünschten Modelle standen nicht an jeder Ecke, so dass ich nur hätte zugreifen müssen (vielleicht hätte ich mich mehr trauen sollen), und auch das Wetter war nicht immer so, wie ich es mir wünschte. Es blieb noch ein Wochenende, das Wetter war perfekt vorhergesagt, also los. Ich hatte zwar keine Modelle gefunden (die, die sich gefunden hatte, hatten leider an diesem Wochenende keine Zeit), so dass ich es so machte wie ich es immer mache, wenn ich kein Model habe: ich bin selber das Model.

Fotografin und Model in einem. Geht auch. Jedenfalls wusste ich, als ich in der früh gegen 6 Uhr auf mein Fahrrad stieg, dass ich die geduldigsten Modelle hatte, die ich mir wünschen konnte. Und das ist viel wert. In meinen Fahrradkorb packte ich Flaminga, uups, und damit war der Korb voll. Was tun?

Ich wollte meine Idee umsetzen, welche Möglichkeiten hatte ich? Ich musste JETZT los, jetzt ging gleich die Sonne auf, JETZT war das Wetter gut, JETZT war die Gelegenheit. Also lies ich Einhorn zuhause. Und auch das große Stativ passte nicht mehr in den Korb. So musste eine kleine Handyhalterung heute reichen. Und los ging es.

In Uffing, beim Strandbad Alpenblick, war alles so wie ich es mir vorgestellt hatte: traumhaft. Die bunten Boote lagen malerisch im Wasser, die Sonne ging langsam auf und tauchten alles in ein wundervolles Licht. Ein Spätsommermorgen, wie gemalt.

Auch andere wussten das, so dass in unregelmäßigen Abständen Menschen zum Frühschwimmen an den See kamen. Mit den meisten habe ich ein wenig geplaudert, auch weil ich mir seltsam vorkam, mit meiner (mittlerweile mit dem Mund aufgeblasenen) Flaminga zu posieren.

Crazy zu sein fordert in manchen Momenten auch etwas Mut. Manchmal auch etwas mehr.

Eine Dame meinte, ich sei eine (von diesen) Insta-Influencerinnen – und es klang nicht, als wäre sie ein Fan von dieser Gruppe von Menschen. Als ich ihr vom Grund meiner Aktion erzählte, war sie ganz offen und sagte, dass sie verfolgen wolle, wer den Fotowettbewerb gewinne. Es kam anders.

Ich lernte, dass mein Selbstauslöser nicht immer auslöst, und machte viele, viele Fotos. Ich kam mir oft ziemlich blöd vor, im 60-er Jahre Badeanzug aus dem Secondhand-Laden, einem pinken Schwimmring mit Hals, auf einem Steg am Staffelsee. Und immer wieder hin und her, Fotos machen, schauen, korrigieren, Fotos machen, ach, der Selbstauslöser hat nicht ausgelöst, blöd, jetzt sind Menschen da, die ins Wasser wollen (über den Steg), warten, warten, noch mal aufnehmen, Flaminga „umhängen“, losgehen, auslösen, Menschen, die ins Wasser wollen…Puh.

Als ich durchgefroren (im September ist es in der früh am Wasser schon frisch so im Badeanzug. Jedenfalls nach drei Stunden.) hoffte, ein gutes Bild „im Kasten“ zu haben, machte ich mich, nach ein paar warmen Milchkaffee vom Kiosk, auf den Weg zurück nach Hause. Dachte ich.

Mir kommt ja dann doch noch so die eine oder andere Idee, die ich dann unbedingt ausprobieren möchte. Daher war es gut, dass ich alleine unterwegs war und selbst bestimmen konnte.

Netterweise hatte ich im Kiosk den Akku meines Handys laden dürfen. Warum ich keinen externen Akku dabei hatte? Nun ja, ich wollte ja nur „schnell“ ein paar Bilder machen. Und nicht, bis mein Akku leer ist. Aber auch das kenne ich natürlich. Jedenfalls sind auch auf dem Heimweg noch lustige Bilder entstanden.

Ach, Du hast sie auch gesehen? Die Frau, die mit einer pinken Schwimminsel Fahrrad fährt? Und hast Du auch zu Deinem Kind gesagt: das sollte man nicht machen, das ist gefährlich? Du hast natürlich recht.

Und warum hat dieses Bild nicht gewonnen? Weil ein anderes besser war? Wahrscheinlich auch das. Es hat aber vor allem  den Weg zur Jury nicht geschafft, da es in meinem Postausgang stecken geblieben ist. Das habe ich erst nach Ablauf der Frist festgestellt. Tja, Anfängerfehler. Macht nichts. Es kommen andere Gelegenheiten.

Wie die Ausstellung jetzt beim Biomichl in Weilheim. Da ist es von der Frau, die für die Ausstellungen in diesem wundervollen Bioladen zuständig ist, zum Titelbild der Ausstellung ernannt worden, es hat ihr einfach gefallen.

Einatmen. Ausatmen. Lächeln 😊

Diese Worte stehen schon seit vielen Jahren in meiner E-Mail-Signatur.

Ich hatte es vorher bei einem Bekannten in seinem regelmäßigen Newsletter am Ende immer wieder gelesen und beobachtet, dass es (bei mir) funktioniert hat. Ich lächelte. Manchmal sichtbar, manchmal nur innerlich. Das wollte ich auch.

Was genau? Ich wollte, dass die Menschen, die eine Nachricht von mir bekommen, am Ende vielleicht lächeln. Die Idee gefiel mir und ich fragte den Newsletter-Bekannten, ob ich diese Wort-Kombi übernehmen dürfe. Und so bekomme ich auch heute immer mal wieder eine nette Reaktion auf meine drei-Worte-plus-Smiley-Reihung und freue mich darüber, dass ich dazu beitragen konnte, dass ein anderer sich freut.

Und auch hier war es wieder die „Ausstellungs-Beauftragte“, die in meiner E-Mail-Signatur diese Zeile „entdeckte“ und vorschlug, sie zum Motto der Ausstellung beim Biomichl zu machen. Sehr gerne!

PS: ich habe grad mal geschaut, welche Bilder beim Fotowettbewerb gewonnen haben. Wundervolle Bilder, tolle Landschaften, großartige Aufnahmen. Jedoch: keine Flaminga.

 

New York City, 2022, Blick auf Hoboken, New Jersey

Ich liebe dieses Foto. Ist es doch eines meiner ersten „Schüsse“ von unten und „aus der Hüfte“, das (in meinen Augen) richtig gut geworden ist.

„Aus der Hüfte“, das heißt für mich: Zwischen dem Sehen eines interessanten Objekts und dem Drücken des  Auslösers vergeht sehr wenig Zeit. Hier war ja auch keine Zeit.

Der Jogger war nicht mein Model, sondern lief einfach seine Runde. Ich habe ihn gesehen, wie er so wunderschön und elegant vermeintlich in die Skyline des anderen Bundesstaates läuft, habe ein Foto gemacht (vielleicht waren es auch drei oder vier) und bin mit meinem Mann weiter unseres Weges gegangen. 

Erst irgendwann später habe ich gesehen, was für ein tolles Bild es geworden ist, habe es entsprechend „ausgeschnitten“ und „hübsch gemacht“. Voilà. 

Wie findest du es?